Baustart für Shoah-Gedenkstätte im Wiener Ostarrichi-Park
"Berlin hat eine, Paris hat eine. Wien hatte bisher keine - bis jetzt", sagt Oskar Deutsch. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) spricht von einer nationalen Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Wie der KURIER bereits am Samstag berichtete, entsteht eine solche nun am Alsergrund.
Neue Gedenkstätte für Opfer der Shoah
Im Ostarrichi-Park vor der Nationalbank wird eine Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte an mehr als 64.000 im Holocaust ermordete Juden aus Österreich erinnern. Am Montag wurde der Baustart gefeiert - obwohl die eigentlichen Arbeiten am Denkmal tatsächlich erst Anfang Juli beginnen. Fertiggestellt wird das vom Holocaust-Überlebenden Kurt Y. Tutter initiierte Projekt im Spätherbst 2021.
Die „Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich“ sieht in ovaler Anordnung mehrere sandsteinfarbene Steinmauern vor, in die 64.259 Namen der Ermordeten eingraviert werden. Im Inneren des Ovals werden neun Bäume gepflanzt - für jedes Bundesland einer. Der öffentlich leicht erreichbare Ostarrichi-Park soll damit zum Ort der Andacht werden.
Finanziert wird das Projekt mehrheitlich von der öffentlichen Hand. Schon 2018 entschied der Ministerrat, mit 4,46 Millionen Euro einen Großteil der Gesamtkosten von 5,3 Millionen Euro zu übernehmen. Weitere 600.000 Euro schießen die Bundesländer zu. Und rund 230.000 Euro steuert die Industriellenvereinigung bei. Die Stadt Wien sorgte im September 2018 für die notwendige Widmung. Für die Umsetzung zeichnet Architekt Wolfgang Wehofer verantwortlich.
"Mahnung für die Zukunft"
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), der auch Präsident des „Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus“ ist, richtete beim Festakt anlässlich des Baubeginns den Dank an Initiator Tutter. Dieser habe die Republik "beschämend auf einen guten Weg gebracht" - denn eigentlich "wäre es nicht Aufgabe eines Überlebenden, für so ein Denkmal im öffentlichen Raum zu sorgen".
„Wir können dem Holocaust nichts entgegensetzen - hier gibt es keine Geste des Wiedergutmachens", betonte Sobotka. Es gebe nur eine Geste des Erinnerns. Die Mauer sei somit auch „Mahnung für die Zukunft“. Ein klarer Auftrag für alle, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen. Dieser sei sowohl am rechten als auch am linken politischen Rand "sowie im muslimischen Kulturkreis" zu finden, meint Sobotka.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der die Realisierung des Projekts maßgeblich unterstützt hatte, blieb der Veranstaltung fern, weil er sich laut Ministerin Karoline Edtstadler gesundheitlich „nicht wohl“ fühlen soll.
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